GoSpecial
GoSpecial ist eine Gottesdienstform, die in der Evangelischen Andreaskirchengemeinde Niederhöchstadt nach dem Vorbild der Gottesdienste in der Willow Creek Gemeinde entwickelt wurde. Klaus Douglass, der frühere Pfarrer der Andreasgemeinde schreibt dazu auf seiner Homepage:
http://www.douglass.de/pfarrer/gospecial.php
Die Idee von GoSpecial ist, einen Gottesdienst für Menschen anzubieten, die mit Gott, Glaube und Gemeinde sonst nicht viel „am Hut“ haben. Wir glauben, dass Gott eine große Sehnsucht auch und gerade nach diesen Menschen hat. Wir glauben auch, dass diese Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Gott haben, auch wenn ihnen das nicht bewusst ist. Diese Sehnsucht versuchen wir behutsam freizulegen, indem wir uns in diesen Gottesdiensten und auch sonst in der Gemeinde radikal auf die Kultur der Menschen in unserem Umfeld einlassen. In vielen Fällen ist es nämlich durchaus so, dass Menschen ein Interesse an Gott haben, aber die ihnen fremde kirchliche Kultur hindert sie daran, der Frage nach Gott weiter nachzugehen.
... Die Inhalte (von GoSpecial) sind durch und durch christlich. Aber die äußere Form entspricht nicht dem, was die Menschen hierzulande sonst unter dem Begriff „Gottesdienst“ kennen. Das Ziel von GoSpecial hat unser Kirchenvorstand 1995 wie folgt definiert: „Wir wollen einen Raum schaffen für kirchendistanzierte und -ferne Menschen, in dem sie sich in entspannter Atmosphäre mit Gott und Kirche so auseinandersetzen können, dass ihre Vorurteile und Ängste abgebaut werden und sie Interesse bekommen, Gott persönlich kennen zu lernen und in Gemeinschaft mit Christen zu leben.“
GoSpecial (Der Ausdruck steht für „Gottesdienst spezial“; vgl. Douglass u.a., GoSpecial, 19.) ist die in Deutschland bekannteste Form der in den USA vor allem von der Willow Creek Gemeinde entwickelten „church services for seekers.“ Rainer Schacke kommt in seiner auf Englisch verfassten, aber auf den deutschen Kontext bezogenen Dissertation „Learning from Willow Creek? Church Services for Seekers in German Milieu Contexts“ zu dem Ergebnis: „Very clearly, our results show that church services for seekers are particularly effective in reaching church-distant people.“ (447) Mit church-distant people meint er Kirchenmitglieder, die am kirchlichen Leben nicht teilnehmen. (ebd.) Sogar unkirchliche, der Kirche nicht angehörende Menschen können von dieser Gottesdienstform erreicht werden: „Church Services for seekers are an effektive instrument to reach unchurched people in many urban contexts in Germany.“ (445) Dabei ist besonders erfreulich, dass diese Gottesdienstform mit Ausnahme der sog. „DDR-Nostalgiker“ Menschen aus allen anderen neun Sinus-Milieus erreicht (446f), während insgesamt die „Kirche ... nur noch für Glieder in 2,5 von zehn Milieus eine relevante Größe (ist); eine Größe, die die Lebensführung beeinflusst.“ (Hempelmann, 38) In der Andreasgemeinde Niederhöchstadt kamen im Jahr 2007 zu den monatlich stattfindenden GoSpecial-Gottesdiensten durchschnittlich 600 Menschen. 40% von ihnen hatten keinen Kontakt zur Kirche. (Schacke, 365) Dieser Prozentsatz deckt sich in etwa mit meinen Erfahrungen bei den von mir initiierten GoSpecial-Gottesdiensten.
Literatur:
Klaus Douglass, Kai Scheunemann, Fabian Vogt, Ein Traum von Kirche. Wie ein Gottesdienst für Kirchendistanzierte eine Gemeinde verändert, Asslar 1999.
Dies., GoSpecial. Lust auf offene Gottesdienste, Gütersloh 2004.
Heinzpeter Hempelmann, Der Spur des heruntergekommenen Gottes folgen, Teil A: Mission im Milieu und wie Milieumodelle dabei helfen können, in: Heinzpeter Hempelmann/Michael Herbst/Markus Weimar (Hg.), Gemeinde 2.0, Frische Formen für die Kirche von heute, Neunkirchen-Vluyn 2011, 35-48.
Rainer Schacke, Learning from Willow Creek? Church Services for Seekers in German Milieu Contexts. A Theoretical and Critical Study with special Reference to Berlin, Göttingen 2009.